wohngebietszentrum siriusstraße

 

wettbewerb für ein multifunktionales urbanes zentrum in einer plattenbausiedlung für professor peter baumbach, mit urs löffelhardt und frank lang
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Transformation der Platte zu Räumen und Typologien für urbane Dichte

In einer aus 11-geschossigen Gebäuden bestehenden monofunktional organisierten Wohnlandschaft bietet eine größere Leeerstelle Raum für ein Zentrum, das verbesserte Identifikation und Urbanität erzeugen will. Auf der Suche nach signifikanter Form für diesen Zentrumsraum wählten wir nicht die in den Leerraum eingestellte vertikale Dominanz, sondern die “umgekippte Platte”, die als Großform in die Horizontale verlagert in ihrer einprägsamen Ausdruckskraft den angrenzenden vertikal orientierten Körpern Entsprechung bietet.

In der Transformation der Platte in einen liegenden Körper formt sich eine Binnenraumlandschaft, die an die mäandernden Raumformen des Grünzuges in differenzierter und verkleinerter Form anknüpft und so bei äußerer Abgeschlossenheit Raumkontinuität im Ganzen sicherstellt. Durch ihre Lageveränderung hat die Großform eine Metamorphose erfahren, die sie porös und durchlässig werden läßt: Sie erhält Öffnungen und Durchbrüche unterschiedlicher Ordnung, die mit ihrer multifunktionalen Nutzungsstruktur korrespondieren. Unter der gekippten und aufgebrochenen Platte stecken gläserne Splitter, die den Übergang von der Umgebung (Landschaft bzw. Geländemodulation) zur Architektur (Platte), den Übergang von außen nach innen fragmentarisch markieren.

Während der Raum an der stehenden Platte abprallt oder haltlos an ihr vorüberzieht, sodaß keine differenzierte Intensität im menschlichen Maßstab entsteht, zieht die horizontal schwebende Platte den Raum unter sich. Unter ihr entstehen fließende Räume, die sich in vielfältiger Weise mit der Umgebung vernetzen. Die Gegensätzlichkeit der Weite im Wohngebiet und der im Zentrumsbereich verdichteten Raumlandschaft mit vielfältig schattierten Übergängen vom Privaten über das Halböffentliche zum Öffentlichen soll jenen Reiz erzeugen, der Einprägsamkeit, Identifikation sowie Begegnung fördert.

Es entsteht ein städtisches Zentrum, das seine Besonderheit aus dichter Struktur und Gebäudetypen mit gemischten Funktionen bezieht. Da Dichte und Funktionsmischung wesentliche Merkmale urbaner Lebenswelt sind, schließen sich der Wunsch nach Urbanität und die Vorgabe eines Versiegelungsgrades von 35% aus. Angesichts der geringen Dichte bzw. Versiegelung im ganzen Wohngebiet erschien uns die Einhaltung dieser Vorgabe nicht als erstrebenswert.

Die Baufelder 1-3 werden über die Außenkanten des Gebäudes zu einem Ganzen zusammengezogen. Über zwei transparenten Geschossen befindet sich umlaufend die ebenfalls zweigeschossige Platte. So entsteht der Eindruck eines geschlossenen drei- bis viergeschossigen Baukörpers, aus dessen Innerem ein weiterer Baukörper, das Parkhaus, emporwächst. Die Dachaufsicht wird wegen der Einsichtigkeit von allen Seiten als fünfte Ansicht aufgefaßt. Während an der Siriusstraße der Baukörper geschlossen ist und somit eine raumunterstützende Stadtkante entstehen läßt, schwebt die zweigeschossige Platte an der Schönefelder Chaussee signifikant in den Raum, konvexe Bauteile markieren den Eingang der Fußgängerzone, konkave nehmen den Fußgängerverkehr von der Bushaltestelle auf. Das Untergeschoß an der Fußgängerzone ist transparent und zieht den Außenraum ins Innere. Am Ende des Gebäudes sorgt ein Plattenausschnitt für eine harmonische Verbindung zum Stadtplatz und dem sich anschließenden Grünzug.

Mit dem Ziel, die Verkehrswege zu entzerren, haben wir eine Schichtung der Wege vorgenommen. Die Fußgänger werden kreuzungsfrei über die Anlieferung des Verbrauchermarktes sowie des Kaufhauses und die Parkhauszufahrt hinweggeführt. Die seitliche Anschüttung des Verbrauchermarktes vermeidet Resträume und kann anfallenden Aushub aufnehmen. Der erste Gebäudeteil bietet Flächen für Handel, Hotel und Parkhaus, welches im unteren Bereich ummantelt ist, jedoch als Körper wahrnehmbar bleibt. Zwischen dem ersten Gebäudeteil und dem bestehenden Verbrauchermarkt ist eine Grünzone eingeschoben, die gleichzeitig als Querverbindung für Fußgänger dient. Im dritten Gebäudeteil bietet eine zweigeschossige, transparente Gebäudestruktur unter der Platte Raum für Dienstleistungen und Praxen. Sie ist durchzogen von Passagen, die Fußgängerzone und Siriusstraße miteinander verbinden. Sie führen über einen kleinen inneren Platz und werden über Öffnungen in der Platte belichtet. In der Platte selbst befinden sich vorwiegend Wohnungen. Zwischen beiden Bereichen bestehen Blickbeziehungen – es spannen sich Räume, die in ihrem Charakter von öffentlich bis privat reichen.

Das Gesamtkonzept ist getragen von Funktionsmischung. Die optimale Einordnung des Wohnungsbaus ist gebunden an die Funktion der Untergeschosse – so wird seine Einordnung nach unserer Auffassung zwingend. Auch ist eine städtebaulich befriedigende Lösung entlang der Siriusstraße ohne die Baumasse des Wohnungsbaus nicht vorstellbar. Im ersten Abschnitt sind Park, Kauf- und Hotelfunktion eingeordnet, im zweiten Abschnitt entsteht hinter der Kaufhalle eine Riegelverbindung mit einer Ladenpassage und darüberliegenden Büros, im dritten Bauabschnitt sind Dienstleistungen, Praxen, Wohnungen und das Bürgerzentrum in gemischten Gebäudetypen untergebracht. Die Strukturen sind offen, so daß sich unterschiedliche Funktionen einlagern und entwickeln, wie auch ausgetauscht werden können. Alle Gebäudeteile sind behindertengerecht organisiert. An der Siriusstraße sind vorwiegend kleinere altengerechte Wohnungen in zwei Obergeschossen untergebracht. Größere Wohnungen als Maisonettewohnungen sind nördlich des kleinen Binnenplatzes vorgesehen. Im Untergeschoß sind vorrangig Dienstleistungen und Praxen untergebracht. Dichte Flächen sind jedoch auch als Verkaufseinrichtungen nutzbar. Die Probleme der Einsehbarkeit bzw. der Verschattung, die sich normalerweise bei hochverdichteten Wohnungsbauten ergeben, werden dadurch gelöst, daß die Wohnungen in den oberen Stockwerken angeordnet sind. Die Grundrißgeometrie gewährleistet die Wahrung der Intimsphäre.